Es mutet irgendwie grotesk an, dass man bei Rot-Weiss Essen in diesen Tagen von einer Krise oder einer schlechten Performance schreiben muss. Denn die Zahlen der letzten beiden Spielzeiten sind in der Summe großartig. Von den letzten 78 Partien verlor man (den Abbruch gegen Münster nicht eingerechnet) sportlich sechs Partien. Sechs von 78, macht einen prozentualen Anteil an Niederlagen von 7,7 Prozent.
In fast allen Spielzeiten hätte der erreichte Punkteschnitt zum souveränen Aufstieg gereicht. Man hätte die Mannschaft und den Trainer gefeiert, das große Ziel 3. Liga wäre erreicht.
Doch im letzten Jahr gab es den BVB II, jetzt Preußen Münster, zwei Konkurrenten, die ebenso großartig ablieferten oder gerade abliefern. Und hier kommt das Aber bei RWE. Während Dortmund und Münster in den entscheidenden Momenten da sind, ist es RWE nicht. Zwei Mal das vermeidbare Aus im Niederrheinpokal-Halbfinale - Münster steht im Westfalenpokal nach einem Sieg gegen den SC Verl auch hier im Finale. Dazu die Schwächen der letzten Wochen, die Pleite gegen Ahlen, die Remis gegen Aachen oder Gladbach II.
Gefühlt mutet es so an, dass sich die RWE-Anhänger schon mit dem abermaligen Scheitern abgefunden haben, was den Aufstieg in die 3. Liga angeht. Münster scheint irre stabil, niemand denkt ans Scheitern, nimmt alles seinen Lauf, gehen die Preußen hoch.
Es dachte auch niemand an die Finals WSV gegen Straelen
Aber es kommt eben nicht immer so, wie man das erwartet. Und daher sollte RWE ausgerechnet das bittere Aus im Pokal beim WSV Mut machen. Hier hatte man im letzten Jahr und aktuell mit dem Finale RWE - MSV gerechnet, aber beide Male hieß oder heißt es WSV gegen Straelen. Jetzt rechnen alle mit dem Aufsteiger Münster, warum sollte RWE aber nicht dennoch am Ende feiern?
Im entscheidenden Moment haben schon oft die Nerven nicht mitgespielt. Fragen Sie mal bei Bayer Leverkusen - Stichwort Unterhaching. Oder beim FC Schalke, der mitten in die Meisterfeier von den Bayern in die Realität zurückgeholt wurde. Es gab schon so viele Kuriositäten an den letzten Spieltagen, warum sollte also Münster nicht in Wiedenbrück oder gegen Kölns U21 stolpern? Warum sollte nicht auch beim SCP irgendwann der Kopf ins Spiel kommen?
Allerdings muss RWE auch erstmal seine Hausaufgaben machen, speziell das Gastspiel beim SV Rödinghausen in Lotte ist auch ein prädestinierter Stolperstein. Zumal RWE eben aktuell nicht diese Standhaftigkeit wie Münster hat. Dieser kleine Mutmacher zeigt aber auch, dass RWE derzeit wenig eigene Argumente hat, die für einen Meister aus Essen sprechen.
Klar ist nur eins: Es wird spannend, es wird emotional, wir freuen uns auf zwei Spieltage in der Regionalliga, die es oben und unten in sich haben werden.